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Was hat die Geschichte von "BAD PLEASURE - Gefangen" mit mir zu tun?


Es mag Autoren geben, die ihre Geschichten frei erfinden, ohne jegliche eigene Erfahrungen, Wertevorstellungen, Erkenntnisse etc. einfließen zu lassen. Ich gehöre nicht dazu.

Nach meinem autobiografischen Roman-Duo NEW PASSION begann ich mit einem fiktiven Blogroman (den ich abgebrochen habe, weil die Geschichte zu groß wurde; daraus ist nun eine Dark Romance Trilogie entstanden). Mir war danach, etwas Extremes zu schreiben; etwas, was mich zwingt, meine Komfortzone zu verlassen.


Während des Schreibens habe ich jedoch gespürt, dass BAD PLEASURE mehr mit mir zu tun hat, als es beabsichtigt war. In mir kamen Gefühle zum Vorschein, die sich in den letzten Jahren in meinem Unterbewusstsein angesammelt haben mussten. Tiefer Schmerz. Abneigung den Männern gegenüber, Wut auf mich selbst ...

Es war krass, zu realisieren, dass vor allem die sexuellen Erfahrungen in den letzten Jahren meiner Seele ziemlichen Schmerz zugefügt haben. In meinem Tagesbewusstsein bin ich immer sehr locker mit allem umgegangen. Auch mit Erfahrungen, die nicht so cool waren. Ich habe es nicht als "schlimm" bewertet, sondern es neutral als Erfahrungswert angenommen und es als Möglichkeit angesehen, mich weiterzuentwickeln und meinen Horizont zu erweitern. Es ist ja auch wertvoll zu wissen, wo seine eigenen Grenzen sind. Das erfährt man manchmal eben dadurch, dass einem Dinge widerfahren, die einem nichts geben oder einfach nicht gefallen.

Durch meine lockere Einstellung bin ich bewusst gar nicht auf die Idee gekommen, dass mich solche Erfahrungen seelisch tief verletzen können.


Irgendwo war mir immer bewusst, dass Sexualität für mich den Wert "Liebe" widerspiegelt. Aber da ich ein komplexes, widersprüchliches Wesen bin, gab es auf der anderen Seite diese Erfahrungsgeilheit, die mich getrieben hat. Wenn es ruhig in meinem Leben war, kam eine ungeheure Unruhe in mir hoch, ein Gefühl von Langweile und Unzufriedenheit und ohne dass ich immer direkt auf Erfahrungssuche gegangen bin, haben sich oft ganz "zufällig" Begegnungen mit Männern ergeben. Wie vom Universum bestellt.


Mittlerweile stehe ich zu meinen Werten, die Erfahrungsgeilheit existiert nicht mehr. Ich bin total im Reinen mit mir und weiß auch, dass ich nichts verpasst hätte, hätte ich diese Erfahrungen nicht gemacht ;-D

Nichtsdestotrotz bereue ich nichts, weil ich die Kostbarkeit dieser Erfahrungen jetzt erst richtig erkenne. Ohne diese Erfahrungen wäre ich nicht fähig, Romane zu schreiben ... Dieser Erfahrungsschatz und die ganzen Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, unterstützen und inspirieren mich beim Schreiben meiner Geschichten.


Jetzt beziehe ich mich aber mal ein wenig genauer auf "BAD PLEASURE - Gefangen".

Louisa ist eine einsame junge Frau, die über wenig Lebenserfahrung verfügt, da sie seit der Auswanderung ihrer Eltern sehr zurückgezogen lebt. Ihre Eltern sind, als Lou 19 war, nach Amerika ausgewandert. Zu dem Zeitpunkt war sie in ihrer ersten Beziehung, was auch ein Grund für sie war, in Deutschland zu bleiben und nicht mitzugehen. Jedoch zerbrach die Beziehung kurze Zeit darauf, weil ihre Trauer über die Abwesenheit ihrer Eltern zu groß war. Louisa telefoniert einmal wöchentlich mit ihrer Mutter, die sie immer wieder versucht zu motivieren, etwas aus ihrem Leben zu machen und neue Leute kennenzulernen.

Nach einem Telefonat gelingt ihr das endlich und Lou entscheidet, sich in einer Dating-App anzumelden, um sich wieder auf körperliche Nähe einzulassen – ihre Absichten sind also oberflächlicher Natur (Bindungsangst wegen Verlustangst -> aufgrund der Auswanderung ihrer Eltern und der Trennung von ihrer ersten Liebe).

Dort lernt sie Robin kennen.

Übers Schreiben spürt sie ziemlich schnell eine Sympathie und es entwickelt sich eine sexuelle Anziehung. Daher dauert es nicht lang, bis sie ihn zu Hause besucht.

Das habe ich auch schon gemacht, statt mich in einem Café zu treffen, wenn ich übers Schreiben ein Vertrauen gefühlt habe ... Ansonsten nicht. Meine Eltern wussten jedoch immer, wo ich war und derjenige wusste auch, dass es Menschen gibt, die über meinen Standort Bescheid wissen ...

Die Wohnung von Robin habe ich mir so vorgestellt wie die von diesem Kerl damals. Der Aufbau ist ziemlich gleich, nur die Einrichtung des Schlafzimmers stimmt nicht überein. Des Weiteren war dieser Kerl ebenso wie Robin Raucher und hatte es mir auch verschwiegen. Den Ekel, den Louisa empfindet, als sie bemerkt, dass Robin Raucher ist, ist tatsächlich mein Ekel von damals. Als ich den ersten Schritt in die Wohnung gemacht habe, wäre ich am liebsten direkt wieder nach Hause gefahren, aber er hatte sich so auf mich und das Kennenlernen gefreut, da hab ich es einfach nicht übers Herz gebracht, direkt wieder zu verschwinden.


Ich schneide nur oberflächlich an, was passiert, als Louisa dann bei Robin ist.

Sie stellt fest, dass er so gar nicht ihrer Vorstellung entspricht, was sie ihn auch spüren lässt (und mir damals bei dem Raucher nicht gelungen ist; ich war zu rücksichtsvoll. Aber da ich selbst das Gefühl von Ablehnung kenne, war es mir in dem Moment nicht möglich, es demjenigen anzutun. Als ich ihn besser kennengelernt habe, war ich jedoch nicht mehr so nett. Die Ablehnung hat er durch mich trotzdem erfahren und es wäre sicherlich angenehmer für ihn gewesen, hätte ich ihn abgelehnt, als ich ihn persönlich kaum kannte ...).

Daraufhin eskaliert es.

Robin zwingt sie dazu, zu masturbieren und sich dabei selbst zu filmen. Mit dieser Aufnahme erpresst er sie und nötigt sie dazu, jeden Samstag bei ihm zu erscheinen. (* Zum Einwand mancher, warum sie danach nicht zur Polizei gegangen ist, schreibe ich am Schluss noch etwas.)


In diese Szene habe ich Gefühle aus einer ganz bestimmten Situation gelegt, die ich erlebt habe ...

In einer Session mit einem "dominanten" Mann war ich an einen Stuhl mit Kabelbindern gefesselt und dieser Typ holte dann plötzlich sein Handy hervor und wollte mich fotografieren ... ohne Gesicht ... Das ging mir trotzdem zu weit. War auch kein Thema, er hat mein Nein direkt akzeptiert und das Handy weggelegt. Dennoch blieb diese tiefe Fassungslosigkeit darüber, dass jemand, der mir zu dem Zeitpunkt noch ziemlich fremd war, auf so eine Idee kommt ... Zumal ich mich hätte nicht wehren können; ich war ja gefesselt. Da hatte ich mich für einen Moment wirklich sehr unwohl gefühlt und kurz an meiner Menschenkenntnis und meinem Urvertrauen gezweifelt. Am Ende ist aber alles gut ausgegangen; ich bin mit einem gestärkten Ego aus diesem Treffen hervorgegangen ... Die ganze Geschichte mit dem Tinderdate kannst du in meinem Blog lesen. Ich habe im Nachhinein noch lange über diese Erfahrung gelacht, weil es auch während des Treffens so war, dass ich immer wieder dachte "In welchem Film bin ich hier bloß gelandet?" und einen Lachfash unterdrücken musste. Das ist eben so paradox. Einerseits sind da Momente, die wirklich schlimm klingen und irgendwie auch eine Grenze überschritten haben, andererseits hat es aber auch Spaß gemacht, weil es mich eben amüsiert hat und ich es auch sehr interessant fand, wie Männer so drauf sein können. Meine "Seele" bzw. mein Unterbewusstsein fand das wohl nicht so komisch ...


So fing es auf jeden Fall an, dass ich meine "ungefühlten" Emotionen Louisa habe erleben lassen. Nach jeder unangenehmen Szene wurde mir bewusster, dass es meine Gefühle sind, die ich gerade extrem darstelle. Das war wirklich befreiend.


 

Das eine sind nun diese negativen Emotionen in den unschönen Szenen ... das andere die lustvollen Gefühle, die Louisa trotz moralisch verwerflicher Handlung so manches Mal empfindet.


Louisa hat etwas erleben "dürfen", was mir bisher nie möglich war; worum ich sie sogar beneide. Nämlich die Moralvorstellungen für einen Moment komplett fallen zu lassen und sich der Lust voll und ganz hinzugeben; das innere Tier freizulassen. Sich darauf einzulassen, egal, wie falsch man es findet, wenn der Verstand wieder seine Bewertung abgibt. Natürlich hat Louisa danach auch Scham empfunden, was wohl menschlich ist, weil wir eben in richtig und falsch und gut und böse einteilen.

Man denkt sich "Das gehört sich nicht", "Das macht man nicht" und in dem Moment hat man schon nicht mehr die Möglichkeit, sich in diese tiefe Lust hineinfallen zu lassen. Louisa konnte den Schalter umlegen, die Vorstellungen von Moral ausblenden und ihre Lust genießen.

Ich habe das absichtlich mit in die Geschichte eingebaut, weil ich denke, dass das Thema Moral nicht nur für mich relevant ist, sondern auch für viele andere Frauen.

Gerade in Bezug auf das "Sich-dominieren-Lassen" ... Statt es einfach auszuleben, stört man sich an dieser klischeehaften/veralteten Rollenverteilung im Bett oder hat vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, weil Frauen so stark für die Emanzipation gekämpft haben ... Und dann darf man doch keine Lust dabei empfinden, wenn man die Führung an den Mann abgibt und sich ihm komplett hingibt ...

Ich denke, vieler solcher Glaubenssätze und Gedanken stehen uns Frauen immer noch im Weg. Dementsprechend war das von mir auch eine kleine Provokation, Louisa die sexuellen Situationen, die wir Außenstehende als schrecklich betrachten, genießen zu lassen.


Die sexuellen Handlungen/die sexuelle Gewalt in diesem Buch sind frei erfunden. Ich habe nichts davon erlebt, lediglich meine unterdrückten Emotionen etwas überdramatisiert dargestellt.

Im Vorwort steht auch eine Triggerwarnung. Wenn man sich mit dem Thema sexuelle Gewalt nicht wohlfühlt, rate ich davon ab "BAD PLEASURE - Gefangen" zu lesen.

Oder man überspringt die schlimmen Szenen ... Der zweite Teil wird nämlich harmloser :-)


Ich hoffe, ich konnte die Parallelen zum Roman einigermaßen nachvollziehbar darstellen. Es ist doch immer wieder spannend, sich selbst in seinen Geschichten zu entdecken.

In meinem nächsten Romanprojekt greife ich übrigens das Thema "Erfahrungsgeilheit" auf ... Wird wieder eine fiktive Geschichte mit einem leicht persönlichen Bezug. Wenn ihr meine Neuveröffentlichungen nicht verpassen wollt, abonniert gerne meinen Newsletter! Das Formular findet ihr auf der Startseite.


XOXO Katie



*Natürlich geht Louisa nicht zur Polizei und gibt Anzeige auf, weil die Geschichte dann sehr schnell zu Ende gewesen wäre. Das ist wie bei Horrorfilmen ... Wenn die alle zusammen in einer Gruppe bleiben, ist es ja nicht so gruselig ...

Außerdem halte ich es für realistisch, dass sie damit nicht zur Polizei geht. Schamgefühl ist da ein Thema, die Angst, dass einem nicht geglaubt wird oder man es nur noch schlimmer macht ... Zumal Louisa ein junges einsames Mädel ist, die keine Bezugspersonen hat, die sie zum Beispiel zur Polizei hätten begleiten können. Sich komplett fremden Menschen mit so einem intimen Problem anzuvertrauen, kostet Mut ... den hatte sie einfach nicht.



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