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Eine Wahrheit über mich



In den letzten Jahren habe ich einige Beiträge geschrieben, in denen ich die männliche Gattung "kritisiert" habe beziehungsweise von den Bildern berichtet habe, die ich in ihnen gesehen habe.

Immer, wenn ich jemanden kennen gelernt habe, habe ich relativ schnell die Unvollkommenheit desjenigen erkannt. Oft waren es die tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplexe, denen ich bereits einen eigenen Blogbeitrag gewidmet habe. Natürlich konnte ich aus diesen ganzen Erfahrungen auch etwas über mich lernen. Dennoch lag der Fokus meiner hobbypsychologischen Analyse hauptsächlich auf den Männern.

Nun habe ich vor ein paar Monaten einen Mann kennen gelernt, bei dem alles anders ist. Statt seine Unvollkommenheit zu erkennen, sehe ich meine eigene. Das ist mir neu, dass mir jemand so dermaßen (unbeabsichtigt) den Spiegel vorhält. Es passiert in Situationen, die nicht inszeniert, nicht vorhersehbar sind und mich deshalb oft überfordert haben. Eine emotionale Herausforderung, die die Möglichkeit aufbringt, meine Schwächen, die ich habe, derer ich mir aufgrund meiner vergangenen Erfahrungen auch bewusst bin, anzuerkennen und an ihnen zu arbeiten. Leichter gesagt als getan.

Diese tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplexe, die ich in den anderen Männern bisher immer gesehen habe, besitze ich selbst.

In dem Moment, in dem ich anfange, einen Mann wirklich zu mögen, werde ich unsicher und verstecke mich. Ich zeige kaum etwas von mir, werde sehr ruhig. Und was passiert noch? Ich versuche, es demjenigen Recht zu machen. Mir liegt sehr, sehr viel daran, denjenigen glücklich zu machen. Meine eigenen Bedürfnisse rücken komplett in den Hintergrund und ich habe auch gar nicht den Mut, sie auszusprechen, weil ich Angst davor habe, dass meine Bedürfnisse abgelehnt werden.

Ein Resultat meiner negativen Erfahrungen der Vergangenheit. Die leider auch nur dadurch entstanden sind, dass ich meine erste Beziehung eingegangen bin, trotz, dass mein inneres Gefühl diese Beziehung nicht wollte. Aber ich war nicht in der Lage, zu mir zu stehen. Hatte nicht den Mut, meinen Ex abzulehnen, der damals offensichtlich Gefühle für mich hatte. Ich hatte ihm zu sehr das Gefühl gegeben, sie zu erwidern. Doch meine Seele wusste, dass wir nicht zusammenpassen ... Ich war leider zu feige, mir das selbst einzugestehen und es laut auszusprechen.

Irgendwann hörte mein damaliger Freund auf, mir das Gefühl zu geben, mich zu lieben. Ich fing an, an mir zu zweifeln. Der Glaubenssatz wuchs, dass ich einem Mann nie genug sein würde.

Immer, wenn ich das Gespräch zum Thema Gefühle/meine Bedürfnisse anfing, endete es im Streit. Dadurch entstand ein weiterer Glaubenssatz. Sprich bloß nicht über deine Gefühle und Bedürfnisse, das nervt Männer und damit machst du alles kaputt. Ein Teufelskreis beginnt.

Ich war nicht in der Lage, mit den nachfolgenden Männern ein klärendes Gespräch über die Gefühlslage und den Beziehungsstatus zu führen. Ich wollte nicht nerven, nichts kaputt machen, was sich vielleicht von selbst entwickelt hätte und natürlich war auch da die Angst vor der Ablehnung präsent.

Anfang 2017 suchte ich mir dann zwei Männer hintereinander aus, von denen ich wusste, dass sie für mich für eine Beziehung definitiv nicht in Frage kommen und denen ich das auch direkt gesagt habe. Ich dachte, dass das für mich eine optimale Lage ist, neue Erfahrungen ohne emotionalen Stress zu machen. Leider hat mich deren menschliche Unvollkommenheit dann so sehr gestört, dass eine Freundschaft Plus nicht möglich war.

Danach wollte ich nichts Längerfristiges, Unklares mehr mit einem Mann eingehen. Der, der aktuell in meinem Leben ist ... Ich habe ihn mit dem Gedanken kennen gelernt, dass wir 10 Tage miteinander verbringen werden und danach wieder getrennte Wege gehen. Nun hat es sich aber anders entwickelt und ich hänge in meinem üblichen Teufelskreis fest. Mit dem Unterschied, dass ich schmerzlich durch die Fehler meiner Vergangenheit geführt werde und erkenne, dass nicht die Männer einen großen Teil der Verantwortung dafür tragen, dass diese Erfahrungen für mich mit einem negativen Gefühl endeten, sondern, dass ich einzig und allein die Verantwortung dafür trage. Da ich nicht in der Lage bin, die Werte, die mir wichtig sind, selbst zu leben. Ich schaffe es nicht, ehrlich und klar zu sein. Ich habe Angst. Mir fehlt der Mut. Meine Beziehungen zu Männern werden immer wieder scheitern, wenn ich nicht endlich lerne, meine Bedürfnisse angemessen zu äußern und zu sagen, was ich brauche, mir wünsche und vorstellen kann.

Ich habe immer darauf gewartet, einen Mann kennen zu lernen, der meine Werte lebt, der mir das alles abnimmt. Der mich fragt, was ich mir wünsche und der sich mir zuerst öffnet.

Mittlerweile glaube ich nicht, dass ich so jemanden treffen werde, so lange ich nicht vollkommen zu mir stehen kann. So lange ich mich nicht komplett öffne und verletzlich zeigen kann.

Nun ist dieser neue Mann mein Lehrer, meine neue Chance. Der erste Mann, den ich aufrichtig bewundere. Der erste Mann, der mir gezeigt hat, wie es sich anfühlt, wirklich respektiert zu werden. Und der erste Mann, durch den ich so knallhart an meine Unsicherheiten und Schwachpunkte erinnert werde. Der genau meine Triggerpunkte trifft.

Ich bin gespannt, ob ich es schaffe, ihm gegenüber meine Bedürfnisse zu äußern und nicht wieder in die Falle zu tappen, alles zu tun, um ihm zu gefallen. Und sollte ich es schaffen, bin ich gespannt, was sich in meinem Leben verändern wird. Es ist an der Zeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

Im Moment hinterfrage ich meine devote Seite sehr stark. Ich frage mich, ob sie authentisch ist oder, ob sie aus dieser Minderwertigkeit heraus entstanden ist. Ob sie nur existiert, weil mein Ego alles dafür tun will, dass der Mann zufrieden ist, damit er mich mag und mein Ego nicht abgelehnt wird.

Selbstliebe ist ein tiefes Thema. Ich komme mit mir alleine super klar. Ich finde mich klasse. Warum ich nicht daran glaube, dass ein Mann, den ich sehr mag, mich auch klasse finden kann ... Mein System hat diese Erfahrung noch nie gemacht. Daher kann es sich nur schwer vorstellen, dass es möglich ist, dass ein Mann, zu dem ich aufsehe, ebenfalls zu mir aufsieht. Teufelskreis. Aus dem man erst aussteigen kann, wenn man wirklich zu 200% hinter sich steht und nicht den Anspruch, die Erwartung hat, dass ein anderer die eigenen Gefühle erwidert.

Ohne die Erfahrung von außen zu machen, ist das wirklich harte Arbeit, sich diese Selbstsicherheit anzueignen. Natürlich ist es leichter, wenn man die Bestätigung von den Menschen, von denen man sie haben möchte, bekommt. Beständiger ist jedoch das, was man sich selbst aufgebaut und erarbeitet hat.

Ich hoffe stark, dass ich es schaffen werde. Dann wird sich auch zeigen, wie sich meine devote Neigung entwickelt. Viele devote Menschen brauchen ja Demütigung und Erniedrigung, was mir persönlich überhaupt nichts gibt. Ganz im Gegenteil. Ich brauche Wertschätzung. Und warum brauche ich die? Weil ich von einem Mann geliebt werden will.

Das mag jetzt alles wieder ganz dramatisch klingen. An diejenigen, die sich meine Beiträge durchlesen und mir hinterher gerne mitfühlend schreiben: Mir geht es gut. Ich bin glücklich und zufrieden! Das ist das Gute daran, dass ich mit mir alleine super klar komme ... Wenn mir zwischenmenschliche Beziehungen zu Männern zu viel werden, bleibe ich halt alleine und bin damit ganz und gar nicht unglücklich.

Ich war tatsächlich ein paar Male kurz davor, den Kontakt zu ihm abzubrechen ... Warum? Weil ich mich natürlich teilweise schlecht gefühlt habe und, weil ich nicht das bekommen habe, was ich gebraucht habe in gewissen Momenten. Aber erstens, ist das unfair von mir, zu erwarten, dass er meine Gedanken lesen kann ... es ist meine Verantwortung, zu äußern, wenn ich etwas brauche und zweitens, würde ich doch nur wieder davonlaufen, wenn ich den Kontakt abbreche. Wer Veränderung will, muss etwas dafür tun. Von selbst wird sich nichts ändern. Mittlerweile bin ich es auch leid, immer wieder die selben Fehler zu machen. Ich habe jetzt, mit ihm, die Möglichkeit zu wachsen. Mich weiterzuentwickeln. Er ist sehr emphatisch und hat mir bereits gute Vorlagen gegeben, zu äußern, dass es mir nicht gut geht bzw. mir etwas auf der Seele liegt und ich habe diese tollen Vorlagen nicht genutzt. Ich kann nur hoffen, dass sich solche Chancen wieder auftun werden.

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