"Meine Freundin ist einfach nicht dominant."
Diesen Satz höre ich am häufigsten von den devoten Männern, die vergeben sind. Die meisten haben ihrer Partnerin noch nicht einmal von ihrer Vorliebe erzählt. Sie leben das heimlich hinter ihrem Rücken aus.
Ich habe in meiner Instagram Story gesagt, was ich darüber denke, und die Sequenzen abgespeichert und als Video zusammengefügt. Wer lieber liest, als zuzuhören, kann das Video überspringen und darunter weiterlesen.
Ich würde von mir behaupten, dominant zu sein. Dennoch macht die Dominanz nicht meine gesamte Persönlichkeit aus. Und meine Dominanz spiegelt auch kein sexuelles Bedürfnis wider.
Würde man nun den Mann fragen, der mir am nächsten steht, wie er mich wahrnimmt bzw. beschreiben würde, fiele mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Worte wie "liebevoll, hilfsbereit, witzig, sexy, verrückt" ... Aber nicht das Wort dominant.
Nur, weil man sich in einer harmonischen zwischenmenschlichen Beziehung liebevoll zeigt, bedeutet das nicht, dass man nicht dominant sein kann. Ich finde es schade, dass viele Männer ihrer Partnerin das Potential, dominant zu sein, einfach absprechen.
Nur, weil ihr euch das gerade nicht vorstellen könnt, heißt das nicht, dass es nicht möglich ist. Selbst wenn eure Partnerin Schwierigkeiten hat, sich vorzustellen, im Schlafzimmer mal die Führung zu übernehmen, ist das doch kein Grund, die Sache direkt sein zu lassen.
2015 war ich devot. Ich befand mich drei Jahre lang auf der devoten Seite. Ja, ich hatte teilweise Schwierigkeiten, weil meine Persönlichkeit eben nicht nur aus Unterwürfigkeit besteht, sondern auch aus Dominanz ... Dennoch konnte ich mir damals kaum vorstellen, einen Mann zu dominieren und die Führung zu übernehmen. Das lag an meinem mangelnden Selbstvertrauen. Nicht daran, dass ich das Potential nicht gehabt habe.
Leider bin ich dann noch an Männer geraten, die mich zuerst dominiert hatten und dann gemerkt haben, dass ich nicht durch und durch devot bin. Das ist mir zwei Mal passiert. Ich habe mich deren Wunsch, mal von mir dominiert zu werden, gebeugt. Wirklich Lust darauf hatte ich nicht, weil ich schlichtweg komplett unerfahren in der Richtung war und mich demnach automatisch unsicher gefühlt habe. Als das nicht so funktioniert hat, wie sie es sich vorgestellt haben, haben sie tadelnd und zurechtweisend reagiert. Einer machte sogar eine abfällige Bemerkung ... Was mich so wütend gemacht hat, dass ich den Tränen nahe war. Das war in dieser Situation vollkommen unfair – er wird das locker "als Teil des Spiels" gewertet haben. Ihm war das definitiv nicht bewusst und er wollte mich nicht absichtlich kränken. Nichtsdestotrotz hatte er an Respekt verloren und ich konnte mich dann nicht mehr von ihm dominieren lassen. Wenn man einmal den Bogen überspannt, gibt es bei mir keinen Weg zurück.
Auf Knopfdruck dominant zu sein, hat für mich damals überhaupt nicht funktioniert. Meine Dominanz brauchte einen Auslöser. Einen Trigger. Auch ein Grund, warum das keine tolle Erfahrung war. Mein dominantes Ich war gar nicht anwesend. Ich habe es überhaupt nicht gefühlt in dem Augenblick.
Was hat die Reaktion der Männer nun bewirkt? Hat das bewirkt, dass ich mich gut gefühlt habe? War das motivierend? Nein. Im Gegenteil. Ich habe mich wie ein Idiot gefühlt.
Und hatte ich Lust, noch mal real jemanden zu dominieren? Wohl kaum.
Hinzukommt, dass mein Nervensystem und mein Unterbewusstsein mich vor einer weiteren unangenehmen Situation bewahren wollten. Die Unsicherheit und Angst vor einer Blamage waren viel zu groß, um das ein weiteres Mal zu wagen.
Was will ich damit sagen?
Wenn ihr mit euerer Partnerin gesprochen habt – nicht nur einmal –, und sie bereit ist, das mal auszuprobieren, dann habt keine Erwartungen!
Geht beide mit der Einstellung ran, einfach ein (lustiges) Rollenspiel auszuprobieren. Umso weniger ernst ihr das nehmt, desto lockerer geht ihr daran. Wenn ihr das gemeinsam spielerisch betrachtet, ist es viel leichter, sich fallen zu lassen und vor allem weiterzuentwickeln.
Gerade wir Frauen haben gelernt das "Good Girl" zu sein. Bloß nicht negativ auffallen, immer zuvorkommend sein. Diese Konditionierung muss erst einmal gelöst werden. Die Erlaubnis muss da sein, jetzt mal das "Bad Girl" zu sein.
Ich werde da jetzt nicht näher drauf eingehen, was für die ersten Schritte notwendig ist. Die Praktiken sind erst mal nebensächlich. Der emotionale Aspekt steht im Vordergrund.
Darüber werde ich separat schreiben.
Also zurück zum Thema.
Selbst wenn du meinst, dass deine Partnerin überhaupt nicht dominant ist, kann es sein, dass du dich irrst. Identitäten sind nichts Absolutes. Wir wechseln ständig unsere Identität. Gut, manche vielleicht weniger oft. Kommt darauf an, wie sehr man sich für persönliche Entwicklung interessiert und wie tief man in bestimmten Mustern festhängt.
Heute ist es für mich undenkbar, mich von einem der Männer dominieren zu lassen, die mich damals dominiert haben.
Heute traue ich mir zu, die Zügel in die Hand zu nehmen. Würde mein Partner den Wunsch äußern, von mir dominiert zu werden, wäre ich offen für diese Erfahrung. Ich würde keine reine BDSM Beziehung führen wollen. Das würde mich auf Dauer langweilen und wäre mir zu einseitig. Aber wer weiß, ob ich in 10 Jahren noch so denke?
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Ausreden.
Ist es dir wirklich wichtig, deine devote Neigung mit deiner Partnerin auszuleben? Oder hast du Angst davor, dass deine Fantasien plötzlich wahr werden, und nimmst es daher als Vorwand, dass deine Partnerin (angeblich) nicht dominant ist?
Selbst wenn sie im Alltag keinerlei dominantes Verhalten zeigt (ich verhalte mich dem Mann, der mir nahesteht, nicht dominant gegenüber) ... Im Schlafzimmer kann sie ganz anders drauf sein. Das darf sich auch entwickeln. Selbstvertrauen wächst mit den gemachten Erfahrungen. Und vor allem durch Erfolgserlebnisse. Daher kritisiere deine Partnerin nicht! Ermutige sie.
Bist du im Alltag devot? Auf der Arbeit? Nein? Wieso meinst du dann, dass deine Partnerin nicht dominant sein kann, nur weil sie es auf der Arbeit und/oder in eurer Beziehung nicht ist?
Du hast doch selbst unterschiedliche Identitäten. Ich laufe auch nicht überall mit der Attitude einer Luxuslady durch die Gegend. Das ist in manchen Situationen schlichtweg unangebracht.
Dasselbe gilt übrigens für das umgekehrte Szenario. Devote Frauen meinen sehr oft, dass ihre Männer nicht dominant sein können, weil sie einfach zu lieb sind. Das Good Girl Syndrom gibt es auch bei Männern ...
Die Frauen sprechen dann nicht offen über ihre devoten Bedürfnisse. Stattdessen suchen sie sich außerhalb der Beziehung jemanden, der sie dominiert und ihre Fantasien erfüllt. Oder sie schweigen solange, bis die Unzufriedenheit so groß wird, dass die Beziehung zerbricht.
Mein Schlusswort: Redet miteinander. Und nicht nur einmal!
Hey Katie.
Ich weiß nichtmehr weiter. Ich habe seit 3 Jahren eine Beziehung und wir sind beide Mega Glücklich. Ich bin ein eher devoter und noch junger Mann. Hatte schon im Kindesalter sehr "seltsame" Fantasien, und ich habe bis heute (Ich bin 23) noch nie ein Sterbenswörtchen mit jemand, geschweigedenn mit meiner Freundin darüber gesprochen. Ich habe so Angst Sie zu verlieren wenn ich mit Ihr doch mal über meine geheimen Vorlieben spreche. Ich liebe sie viel zu sehr und weiß nicht wie ich das ganze angehen soll. Ich denke auch das in jedem Menschen irgendwie beide Seiten stecken. Hab bei Ihr eher aber das Gefühl das Sie sehr gefügig ist. Wir hatten schon momente in dem Sie die Führung…