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AutorenbildKatharina⎮Katie Pain

Fremdgehen.


Fremdgehen

Wir Menschen spielen die Hauptrollen in unseren eigenen Dramen. Was kein Problem darstellen würde, wären wir nicht so sehr mit unseren Rollen identifiziert.


Wir machen uns das Leben selbst schwer. Weil wir alles viel zu ernst nehmen. Wir haben eine (romantische) Idee von einem Beziehungskonzept. Wir glauben, wenn wir das bekommen, sind wir glücklich.

In der Zeit, in der wir alleine sind und unsere Traumbeziehung nicht leben, sind wir unzufrieden, weil das Leben nicht so passiert, wie wir es uns wünschen.

Und dann passiert es vielleicht doch endlich: Der Traumpartner steht vor einem, es macht boom. Alles ist perfekt. Genau so, wie wir es uns immer vorgestellt haben.

Die ersten drei Jahre sind unbeschwert. Doch dann folgt plötzlich ein "Schatz, ich muss dir was sagen" und von jetzt auf gleich ist alles anders.

Etliche Gedanken schwirren durch unseren Kopf, die unangenehme Emotionen mit sich bringen. Wir verlieren die Kontrolle, die Gefühle überwältigen uns. Weil wir vorher nicht gelernt haben, unsere Psyche zu beherrschen. Sie beherrscht uns. Und wenn unsere Intelligenz gegen uns arbeitet, endet es oft im Leid.

Im selbst erschaffenen Leid.


Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein wirklich bewusster Mensch fremdgeht. Er hat keinen Grund dazu. Das heißt, tut man so etwas, ist in einem immer etwas unbewusst. Meist ein Bedürfnis. Ein unerfülltes Bedürfnis. Wenn man diesem Bedürfnis eine große Bedeutung beimisst, wird die Handlung folgen, es zu erfüllen.

Ich zähle mal ein paar mögliche Bedürfnisse und Motivationen auf, die einen dazu verleiten können, fremdzugehen.


1. Man geht davon aus, dass der Partner einen das Bedürfnis nicht erfüllen kann/will.


2. Man benötigt ständige Liebesbeweise, die der eigene Partner nicht bringt (wozu er auch nicht verpflichtet ist!) und braucht die Bestätigung, etwas wert bzw. begehrenswert zu sein, von anderen.


3. Man denkt, man verpasst etwas, wenn man sich nicht "auslebt".


4. Die Bestätigung des eigenen Partners genügt nicht bzw. ist nicht glaubwürdig genug, man braucht mehr und sucht sie daher bei anderen.


5. Man glaubt, in der Beziehung nicht frei zu sein und schafft sich durchs Fremdvögeln die Illusion von Freiheit.


Natürlich gibt es noch andere Gründe, weshalb so was passiert. Zu viel Alkohol, man ist einfach ein egoistisches Arschloch, was alles haben will und führt eine Beziehung nur, weil man nicht alleine sein kann ...

Wenn man an so einen Menschen gerät, der von Liebe faselt und genau weiß, was zu tun und zu sagen ist, um einen um den Fingern zu wickeln und zu manipulieren, dann ist das eine schmerzhafte, aber lehrreiche Lebenserfahrung. Solche Menschen fliegen früher oder später immer auf, weil niemand dazu in der Lage ist, 24/7 eine Maske aufrechtzuerhalten. Wenn einem klar wird, dass jemand nur mit einem gespielt hat, ist es wichtig, nicht in den Groll zu fallen, sondern diese Person in Frieden gehen zu lassen und loszulassen.

Der Mensch verfällt leicht dazu, sein Ich über solche Erfahrungen zu identifizieren und Gedanken wie "Wie konnte ich so blind/dumm sein" zu kultivieren. Solche giftigen Gedanken erschweren uns die Zukunft.

Es ist besser, es nüchtern zu betrachten und sich zu sagen "nächstes Mal schaue ich noch genauer hin und lasse mich nicht von schönen Worten blenden". Es ist sowieso so: Wenn du voller Liebe und Fülle bist, kein Mangeldenken dich beherrscht und du jeden Menschen nur als Menschen siehst, ohne jegliche Bewertungen, kann dir niemand mehr etwas anhaben.

Bedeutet, wenn man an jemanden gerät, der ein falsches Spiel mit einem spielt, gibt es immer etwas zu lernen. In so einer Situation sollte man sich selbst ganz genau anschauen und ehrlich hinterfragen. An welcher Stelle war ich noch bedürftig? Und habe mich deshalb auf diesen Menschen eingelassen ...



Was tun, wenn man fremdgegangen ist?


Das musst du natürlich für dich entscheiden. Diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen. Ich persönlich rate dir aber, ehrlich zu sein. Weil das mein Wert ist. Und ich denke, dass so ein Geheimnis eine Beziehung immer belastet und sie nie richtig erblühen wird. Wenn man damit leben kann und man grundsätzlich nicht an Wachstum innerhalb einer Beziehung interessiert ist, muss man es natürlich nicht aussprechen. Wie gesagt, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ich bin außerdem der Meinung, man sollte die Konsequenzen seiner Handlungen tragen und nicht so feige sein, dem aus dem Weg zu gehen.

Aber auch das ist deine Entscheidung. Du kannst versuchen, dein Leben immer innerhalb der Komfortzone zu führen ... Viele Menschen schummeln sich durchs Leben. Aber einem sollte klar sein: Irgendwann blicken wir dem Tod ins Auge ... Will man dann irgendwas in seinem Leben bereut haben? Ich glaube nicht ...

Fehler machen wir alle. Das ist nicht weiter schlimm. Aber man sollte die Größe besitzen, zu ihnen zu stehen. Und aus ihnen lernen.

Ich weiß ja nicht, was dein Anspruch an dich selbst ist. Meiner ist, ein guter Mensch zu sein. Ich gebe mein Bestes. Mehr geht nicht. Somit werde ich am Ende nichts bereuen.



Was tun, wenn man betrogen worden ist?


Bitte, bitte identifiziere dich nicht mit der Tat deines Partners. Mache das nicht zu dir. Rede dir nicht ein, nicht liebenswert zu sein oder nicht gut genug im Bett. Und bitte schiebe nicht alle Männer oder Frauen in eine Schublade.

Ich habe unter meinen YouTube Videos schon häufiger hasserfüllte Kommentare von Männern erhalten, die einfach einen hässlichen Groll gegenüber Frauen empfinden. (Aufgrund ihrer negativen Erfahrungen, sie sind vollkommen identifiziert mit ihnen.)

Das bedeutet, dass diese Männer die ganze Verantwortung von sich schieben. Sie suchen die Fehler nur bei dem anderen Geschlecht und nicht bei sich selbst.


Damit will ich nicht sagen, dass es deine Schuld ist, wenn du betrogen worden bist. Möglicherweise haben irgendwelche Worte oder Taten deinerseits deinen Partner in seinem Vorhaben bestärkt. Kann gut sein.

ABER: Getan hat er es. Es war seine Entscheidung. Und das hat nichts mit dir zu tun. Selbst wenn er das sagen sollte. Wenn dein Partner z.B. sagt: "Du bist zu frigide". Es hat nichts mit dir zu tun. Es sind seine Worte, die er ausspricht. Du musst dich nicht über sie definieren. Mach sie nicht zu deiner Wahrheit. Betrachte sie ganz nüchtern. Wenn jemand äußert "Du bist zu frigide" heißt das übersetzt, dass er einfach einen höheren Sexbedarf hat. Also ist er bedürftiger als du es bist. Bedürftig zu sein empfinde ich als keine schöne Sache, weil man damit oft von anderen abhängig ist ... Andere "müssen" einem diese Bedürfnisse erfüllen, um sich dann für einen bestimmten Zeitraum erfüllt und dementsprechend glücklich zu fühlen.

Es ist nur wichtig, was du über dich selbst denkst. Nicht, was andere über dich denken. Wenn wir die Gedanken anderer zu unseren eigenen machen, sind wir die Sklaven anderer Menschen, weil sie die Mach über unsere Gefühlswelt besitzen.


Natürlich kann es schmerzhaft sein, wenn man betrogen wurde, weil man ein gutes Bild von seinem Partner hat und dann tut er etwas, was man nicht von ihm erwartet hätte. Wenn du das Bild von deinem Partner geliebt hast, wird die Beziehung wahrscheinlich keine Zukunft haben. Liebst du aber den Menschen, kann man sich zusammensetzen und darüber reden. Man sollte seinem Partner erlauben, Fehler machen zu dürfen. Wenn beiden etwas an der Beziehung liegt, schaut man gemeinsam, wie es dazugekommen ist, dass ein "Betrug" stattgefunden hat. Das funktioniert natürlich nur, wenn beide über einen gewissen Differenzierungsgrad verfügen. Wenn beide total unbewusst sind, bleibt man in der negativen Gedankenfalle hängen, beschießt sich gegenseitig mit Vorwürfen und entwickelt sich in solch einer Situation nicht weiter, vermutlich eher zurück ...


So eine unangenehmen Erfahrung kann sich in etwas Positives transformieren. Man kann gemeinsam daran wachsen. Was für mich der Sinn einer Beziehung ist. Ich möchte differenzierter werden, weil ich somit mein eigenes Leid und meine Unzufriedenheit verringere, was bedeutet, dass ich ein glückliches Leben führen kann. Ein Partner kann dabei sehr unterstützend wirken. Er hält uns oft unbewusst den Spiegel vor und macht einem die eigene Unvollkommenheit bewusst ...

Ich führe jedenfalls keine Beziehung, damit mich ein anderer Mensch glücklich macht. Das möchte ich alleine tun können ;-D


Es lohnt sich, die Werte zu beleuchten, die beiden in einer Beziehung wichtig sind und sich seine eigenen Bedürfnisse, Vorstellungen, Erwartungen klar vor Augen zu führen und dem Partner mitzuteilen.

Und entweder man entscheidet sich dann bewusst für einen gemeinsamen Weg oder die Wege trennen sich an dieser Stelle.

Es liegt an dir/euch, was ihr daraus macht.



Meine Erfahrung


Ich möchte jetzt nicht im Detail darauf eingehen, weil es den Rahmen sprengen würde und die Situationen komplexer waren. Es wäre zu einfach, zu sagen "Mein Ex hat mich 2 x betrogen"... Das wäre ihm gegenüber auch nicht fair.

Ich weiß allerdings, wie abgrundtief fürchterlich sich das anfühlen kann, wenn man sich betrogen fühlt.

Und heute weiß ich, dass es meine Entscheidung war, mich so zu fühlen. Wenn auch unbewusst. Ich weiß, dass ich meinen Selbstwert von ihm abhängig gemacht habe und auch meine Zukunft.

Ich hatte ein sehr romantisches Bild: Die erste Liebe hält für immer. Danach habe ich mich gerichtet und sehr lange daran festgehalten.

Fakt A: Ich wollte anfangs nicht mal mit ihm zusammenkommen, von "wahrer" Liebe konnte also nie die Rede sein.

Fakt B: Habe ich mir das eingeredet, weil ich froh war, dass ich überhaupt jemanden kennengelernt habe, mit dem ich soweit klarkam und er auch mit mir ... Der Gedanke daran, dass unsere Beziehung ein Ablaufdatum hat, hat mir schlichtweg Angst gemacht.

Ich wusste damals schon, dass ich etwas anders ticke, als die meisten und habe mich nur mit sehr wenigen Menschen wohl gefühlt. Und da ich damals dachte, dass es zum Glücklichsein dazugehört, eine Beziehung zu führen, wollte ich natürlich nicht Single sein.


Ich war für ihn nur ein Sprungbrett, aus seinem Elternhaus herauszukommen. Das würde er vermutlich abstreiten. Ich glaube aber, dass er mich nur dafür geliebt hat, dass ich ihm diese Möglichkeit bot, ein anderes Leben zu führen.

Als er diese Möglichkeit bekam, lief es 1-2 Jahre noch gut. Und dann kam seine Unzufriedenheit. Er hatte Minderwertigkeitskomplexe und andere Glaubenssätze/Probleme als ich. Es passte einfach nicht. Und vermutlich wären wir noch viel länger zusammengeblieben, als uns gutgetan hätte, hätte er nicht getan, was er nun mal getan hat.

Wenn ich heute also das große Ganze sehe, bin ich dankbar, dass er keine Rücksicht auf mich genommen hat und seinen Bedürfnissen gefolgt ist. Ich denke, dass das das Beste ist, was uns beiden passieren konnte.

Ob er heute glücklich ist, weiß ich nicht. Ich für meinen Teil bin so glücklich wie noch nie zuvor.


Damit will ich sagen: Egal, wie düster du dein Leben gerade siehst und wie furchtbar du dich fühlen magst, es wird ganz wahrscheinlich nicht so bleiben. Wie schnell du die Sonne siehst, liegt an dir. Es liegt ganz in deiner Hand. Du kannst dich jeden Moment dafür entscheiden, all die negativen Gedanken nicht mehr zu denken und deinen Fokus auf die Schönheit, die diese Welt zu bieten hat, zu lenken.


Also lass dir dein Leben nicht aufgrund einer Tat eines anderen vermiesen. Das ist es nicht wert. Nimm es nicht zu wichtig, gibt dem keine zu große Bedeutung. Das war mein Fehler damals.



P.S.: Wenn ich "Partner" schreibe, dann meine ich es unabhängig vom Geschlecht. Verglichen mit dem Wort "Mensch". Es ist mir einfach zu mühsam immer dein/e Partner/in zu schreiben.




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