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Kann ich auf BDSM verzichten?

Aktualisiert: 24. Okt. 2020



Diese Frage wurde mir bisher nicht nur von anderen gestellt ... ich habe mich das auch schon des Öfteren selbst gefragt.

Ich habe in den letzten Monaten vermehrt festgestellt, dass ich mich selbst gar nicht als BDSMerin bezeichnen mag. Nicht nur, weil ich bisher nur die Erfahrungen gemacht habe, über die ich in meinem Roman-Duo schreibe, sondern auch, weil ich immer wieder feststelle, dass ich BDSM nicht so leben möchte, wie der Großteil dieser "Szene".

Gut, ich mag mich generell nicht über Begriffe definieren. Daher stößt es mir auch sauer auf, wenn mich jemand fragt, ob ich Sub bzw. eine Sklavin bin. Ich bin schlichtweg ein Mensch, ein weiblicher Mensch, mit dominanten, wie auch devoten Zügen. Beides sind Eigenschaften, die zu meiner Persönlichkeit gehören.

Es gibt allerdings einen Begriff, der mich gut beschreibt. Ich bin eine Emotionsfetischistin.

Ich brauche Emotionen. Und Funken davon, habe ich damals in der Zeit mit "Liam" zum ersten Mal gespürt und da diese eben im Zusammenhang mit dem BDSM standen, habe ich erkannt, dass ich in dem "Spiel" um Macht & Unterwerfung Erfüllung finden kann. Im Enddefekt war mir die Erfahrung aber nicht intensiv genug. Beziehungsweise, die Emotionen, die ich gerne gespürt hätte, waren nicht intensiv genug. Schmerz und Gefühle, die ich eher in die negative Schublade einsortieren würde, waren definitiv vorhanden. Diese Schublade ist allgemein ziemlich voll.

Die gegensätzliche ist hingegen noch ziemlich leer.

Und ich denke, die wird sich auch erst füllen, wenn ich das gelernt habe, was ich lernen sollte.

Eine Zeit lang war ich fest davon überzeugt, dass ich nur noch im BDSM sexuelle Erfüllung erleben kann. Dass es ohne Dominanz und Unterwerfung nicht gehen wird. Dass ich ohne diese beiden Komponenten nie richtige Lust erleben werde.

Mittlerweile denke ich anders darüber. Ja, der BDSM ist eine Möglichkeit meine Sexualität erfüllend auszuleben, aber BDSM ist nicht der Kernpunkt meiner Sexualität. Ich dachte, es baut sich nun alles darauf auf. Ich bräuchte einen Mann, der selbst SMer ist. Der Erfahrungen mitbringt.

Brauche ich nicht. Ich brauche einen Mann. Einen richtigen Mann. Nein, kein herzloses Macho-Arschloch, welches mich behandelt wie ein Stück Dreck und von dem ich mich nur für seine eigenen Bedürfnisse ausnutzen lasse ...

Ein richtiger Mann, ist für mich ein Mann, der mit sich grundlegend im Reinen ist. Dessen Ego ihm nicht ständig im Wege steht und der sich auch nicht ständig von den Bedürfnissen seines Egos leiten lässt. Ein Mann, der mich nicht braucht, um glücklich zu sein, weil er es schon ist.

Ein Mann, der offen und ehrlich ist. Ein Mann, der keine Lust auf Spielchen hat und für Klarheit sorgen kann. Ein Mann, dessen Stärke ich in seiner Ausstrahlung spüre, was nicht bedeutet, dass er nicht schwach sein darf oder auch mal unsicher. Das ist menschlich. Es geht viel mehr um die Energie. Die strahlt man durch sein Wesen aus und nicht dadurch, dass Mann nun denkt, einen auf hart machen zu müssen, um in den Augen der Frau als männlich wahrgenommen zu werden. In dem Moment, in dem das passiert, nehme ich den Mann nur noch als unauthentisch wahr.

Und ganz wichtig: Er darf sein inneres Kind nicht verloren haben.

Die Neugierde, die Leichtigkeit, den Spaß und den Unsinn im Kopf ... wenn das verschwunden ist und nur noch Ernsthaftigkeit und Verbissenheit herrscht, fehlt eine für mich wichtige Komponente. Das Kind in einem sorgt für die Ausgeglichenheit. Für die Mitte. Für die Lebensfreude.

Ich dachte, ich bräuchte einen dominanten Mann. Nun habe ich in den vergangenen Jahren mit einigen "dominanten" Männern geschrieben und ich wunderte mich, warum ich bei keinem den Impuls bekam, diesen mal persönlich kennenzulernen.

Auch das ist mir jetzt klar. Da war immer diese Absicht dahinter. Man(n) wollte mich nie auf wirklich menschlicher Ebene kennenlernen. Es lag immer ein unerfülltes Bedürfnis dahinter, welches er sich durch mich erfüllt wünschte.

Ich brauche also einfach mein männliches Gegenstück. Jemanden, der nicht sucht. Jemanden, der Interesse an mir als Mensch hat. Der Sexualität nicht nur auf das Erreichen des Orgasmus beschränkt. Jemanden, der mich sieht und den ich sehe. Yin und Yang vereint.

Diese Basis muss stimmen. Stimmt diese nicht, wird keine BDSM-Praktik je meine tiefe Lust auslösen können. Und auch kein Mann, der sich selbst als dominant bezeichnet und dominant handelt, wird je Hingabe in mir hervorrufen, wenn diese anderen Parameter nicht vorhanden sind.

Ja, ich kann auf BDSM verzichten. Denn nicht der BDSM an sich löst die Emotionen in mir aus.

Das ist von meinem Gegenüber abhängig bzw. von uns, wie wir zusammen schwingen und harmonieren.

Auf Grund der Tatsache, dass ich in meinem letzten Video (hier klicken, um dorthin zu gelangen) erzählt habe, dass ich nicht mal Nähe oder Geborgenheit empfinde, wenn ich bei einem Mann im Arm liege, den ich nett finde, wurde mir geschrieben, dass ich ziemlich hart sei.

Aber ich bin überhaupt nicht hart. Ganz im Gegenteil. Ich bin sehr sanft und feinfühlig. Die Männer sind diejenigen, die hart sind und ihr Herz nicht öffnen. Sie tun alles nur mit einer Absicht. Sie nehmen mich in den Arm, weil sie die Nähe brauchen und nicht, weil sie mich als menschliches Wesen in den Arm nehmen wollen, um mich ganz an sich zu spüren. Um mir als Mensch nah sein zu wollen. Jetzt kann mir natürlich vorgeworfen werden, dass das eine freche Behauptung sei und ich selbst doch mein Herz öffnen solle. Das tue ich, ansonsten wäre ich diese Umarmung ja gar nicht eingegangen, denn ich brauche diese Nähe nicht. Nicht mehr. Das war nach meiner Trennung damals anders. Wenn ich bei "Liam" im Arm lag, hab ich mich geborgen gefühlt und diese Nähe in mir aufgesogen. Und nun wünsche ich mir manchmal, ich würde es noch brauchen, damit es für mich leicht wäre, es zu fühlen, denn diese Emotionen mag ich durchaus. Aber in dem Moment, in dem man lernt, mit sich selbst zufrieden und glücklich zu sein und alles in sich selbst zu finden, braucht man es eben nicht mehr von jemand anderem. Und umso mehr man alles in sich selbst findet und mit sich selbst einfach im Reinen ist, umso mehr wünscht man sich, dass es bei seinem Gegenüber genauso ist. Denn für mich persönlich wäre es schlichtweg anstrengend, wenn ich einen Menschen an meiner Seite hätte, dessen Bedürfnisse ich ständig befriedigen müsste, damit dieser glücklich mit mir ist. Das finde ich schon anstrengend, wenn dieser Mensch nicht mal mein Lebenspartner ist ...

Jedenfalls bin ich mir sicher, dass mein Empfinden von tiefer Lust definitiv nicht vom BDSM abhängig ist. Sondern eher vom Wesen des Mannes und auch von seiner Einstellung zur Sexualität. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich in der Hinsicht mittlerweile ziemlich spirituell ticke.

Und kann auch gut möglich sein, dass sich meine Lust erst entfaltet, wenn aufrichtige, bedingungslose Liebe mit im Spiel ist. Es ist für mich gerade schwer vorstellbar, dass ich mich ganz hingeben kann, wenn ich weiß, dass sich mit dem Mann über die Sexualität hinaus nichts aufbauen und entwickeln kann. Also ist es wohl nicht nur von der Einstellung zur Sexualität im Allgemeinen abhängig, sondern auch von der Einstellung zu mir als Mensch.

Wahrscheinlich schlummert in mir doch eine alte Romantikerin, die sich nach einer bereichernden, lebendigen Beziehung sehnt. Nur nach 3 Jahren Single sein, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass dies irgendwann nicht mehr der Fall sein wird. Vor allem nicht, wenn man nicht aktiv sucht ... das kommt für mich überhaupt nicht in Frage.

Es reicht mir nicht, wenn nur mein Körper gevögelt wird. Es genügt mir nicht, wenn bloß mein Hirn gevögelt wird. Meine Seele muss gevögelt werden. Und ob das im Zusammenhang mit BDSM passiert oder nicht, ist für mich vollkommen irrelevant.

Diese Vorstellung schlummerte schon immer in mir. Ich konnte sie nur nicht in Worte fassen, weil es mir schlichtweg nicht bewusst war und ich auch nicht die passenden Worte hatte.

Für mich ist diese Entwicklung natürlich total spannend zu beobachten. Vor allem, weil ich schon an Punkten war, an denen ich dachte, jetzt bin ich "fertig"(an diesen Punkt werde ich wohl nie kommen. Eine unendliche Geschichte. Das eigene Potenzial ist nicht ausschöpfbar). Jetzt weiß ich, was ich will, wer ich bin.

Diese Phase, durch den BDSM zu gehen, mich damit auseinanderzusetzen, war total wichtig für meine bisherige Entwicklung. Daher wird es auch immer meine Leidenschaft sein bzw. ein Teil meiner Sexualität. Und wahrscheinlich wollte ich mich eine Zeit lang einfach mal in eine "Szene", in eine Schublade, einsortieren können. Das Gefühl haben, zu einer Gruppe an Menschen dazuzugehören, die natürlich alle individuell sind. Aber nun habe ich das Gefühl, auch dort nicht hineinzupassen, was auch nie mein Bedürfnis war. Sortiere ich mich in eine Schublade ein oder tun es andere, breche ich früher oder später eh aus.

Wahrscheinlich hat auch die elendige Frage "Bist du devot oder dominant?" dafür gesorgt, dass ich mich immer mehr von der Definition, eine BDSMerin zu sein, abgewendet habe. Denn ich kann mich nicht mal als typische Switcherin bezeichnen. Immer müsste ich mich erklären, um verstanden zu werden. Es wäre so einfach zu sagen, ich bin dominant, devot oder eben switch. Aber ich bin nun mal komplex. Ich bin in mehreren Schubladen zu Hause und manche wechsle ich auch gerne mal.

Letztendlich weiß ich nie, wer ich morgen bin, was ich morgen denke. Man weiß nie, wen man kennenlernt und wie der/diejenige einen beeinflusst bzw. was dieser Mensch einem für neue Türen öffnen kann. Eine positive Erfahrung im BDSM-Bereich könnte meine ganze Vorstellung wieder über Bord werfen und schon bin ich wieder Meinung, dass es ohne nicht geht.

Obwohl ich mir das gerade üüüüberhaupt nicht vorstellen kann. Aus dem einfachen Grund, dass ich mich in meiner Sexualität nicht einengen bzw. festlegen mag. Ich möchte gar nicht, dass es nur um Dominanz und Unterwerfung geht. Klar, BDSM kann total tief gehend sein, das macht es für mich so besonders, vor allem, weil es den sexuellen Akt an sich dafür nicht braucht, aber ich bin dennoch der Meinung, dass man auch mit normalen Sex eine tiefe Ebene der Verbundenheit erreichen kann.

Und wenn diese Verbundenheit vorhanden ist, dann stehen einem doch viele Türen offen und ich glaube, dann kann es gar nicht langweilig miteinander werden.

Denn es gibt so viel zu entdecken.

Ich bin übrigens nicht nur im sexuellen Kontext eine Emotionsfetischistin. Ich bin es generell.

Ich liebe Musik, die mich berührt. So wie Filme, die in mir gewisse Emotionen auslösen. Ich hatte damals eine Vorliebe für Actionfilme, das hat sich total gewandelt. Ich mag Filme, die aus der Reihe tanzen, wie zum Beispiel Venus im Pelz von Roman Polanski oder Nymphomanica von Lars von Trier. Ab und zu schaue ich mir sogar Schnulzen an, aber es müssen authentische Schnulzen sein. Auf Kitsch und viel unnötiges Drama stehe ich nicht sonderlich.

Ich lese gerne. Momentan berühren mich die Tagebücher der Anaïs Nin total.

Und ich drücke mich natürlich selbst gerne aus. Durchs Schreiben, Bloggen, durch meinen Roman und demnächst möchte ich einen Blogroman starten, um mich in der Hinsicht noch freier ausleben zu können.

Als Singlelady bleiben halt viele Emotionen aus. Daher stürze ich mich jetzt ins Schreiben. Auch, wenn es dann eine Illusion ist, die ich mir aufbaue, aber es schenkt mir "Befriedigung" und darum geht es. Ich bin schon voll darin aufgegangen, mir die Story für meinen Blogroman auszudenken. Und wenn ich ihn so umgesetzt bekomme, wie er in meinem Kopf, in meiner Vorstellung lebt, dann wird es gut. Gut in dem Sinne, dass viele Emotionen angesprochen werden. Mit der Erwartung, dass es einigen zu viel sein wird.

Jetzt bin ich zwar am Ende etwas vom Thema abgekommen, aber war ein guter Übergang, um zu erwähnen, was hier bald so Neues kommen wird.

Fast 2000 Wörter sollten reichen :D Bin immer wieder überrascht, wie viel ich doch zusammenbekomme. Wie bei meinen Videos. Denke, dass ich so 5 Minuten was erzähle und plötzlich sind es fast 20 Minuten ...

Let it flow!

Katie <3

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