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Gastbeitrag: Liebe & Sexualität für Behinderte?



Ich freue mich nach längerer Zeit mal wieder einen interessanten Gastbeitrag in meinem Blog mit euch teilen zu dürfen!

Gerade beim Thema Sexualität/Liebe und Behinderung sind die Gedanken und Gefühle eines Menschen, der selbst betroffen ist, wesentlich authentischer und spannender zu lesen, als wenn ich als Außenstehende etwas dazu beitragen würde.

Daher möchte ich Lorenz(o) an dieser Stelle dafür danken, dass er uns seine Gedanken ganz offen und ehrlich zugänglich macht: Danke!


Lorenz(o) ist 44 Jahre alt und seine Behinderung nennt sich Spastik. Wie genau ihn das einschränkt, Frauen kennenzulernen, erfahrt ihr im folgenden Beitrag:



Liebe und Sexualität für Behinderte?


Liebe und Sexualität ist leider immer noch ein Tabuthema für Behinderte und das ärgert mich! 🙁 Obwohl viele so aufgeschlossen tun, spricht man uns aber noch zu oft das Bedürfnis nach Liebe und Sexualität ab.

Wir sind eh zu „dumm“ dafür. Nein, das sind wir nicht! Wir haben auch Sehnsucht nach Liebe und Sexualität, wie jeder Mensch. Vielleicht können wir es nicht so mitteilen oder uns darum nicht allein kümmern, wie wir unsere Sexualität oder Liebe ausleben können. Da brauchen wir manchmal Hilfe. Na und?

Was ist daran so schlimm? Wo ist hier die Gleichberechtigung?


Einige Politiker wollen offenbar die Coronavirus-Vorsichtsmaßnahmen nützen und die Prostitution ganz verbieten. Ernsthaft? Das fände ich gar nicht gut.

Manche Menschen können ja nur mit Hilfe von SexarbeiterInnen ihre Sexualität ausleben. Wie zum Beispiel Behinderte.

Jeder hat doch ein Anrecht darauf, seine Sexualität ausleben zu dürfen, oder nicht? Auch wenn einige es nicht verstehen wollen. Klar müssen die SexarbeiterInnen gut behandelt und beschützt werden. Aber ein Verbot wäre der falsche Weg. Das hätte fatale Folgen. Dann wird die Sexarbeit trotzdem weitergemacht. Dann nur illegal.

Und jeder weiß, was das heißt: Keinen besonderen Schutz für die SexarbeiterInnen mehr.

Wie können Behinderte außerdem dann ein bisschen körperliche Nähe haben? Daran denken diese Politiker nicht, oder es ist denen wohl auch egal. Wir haben halt keine Lobby. Aber vielleicht kommt das Verbot doch nicht. Ansonsten können wir immer noch kämpfen.


Und in der Liebe frage ich mich, warum ich oft nur der Kumpeltyp bin oder was an mir und meiner Behinderung in einer Beziehung so unvorstellbar ist. Natürlich brauche ich bei ein paar Dingen Hilfe, aber eben nicht nur. Und ich kann manchmal auch helfen. Ich bin ja nicht nur behindert, sondern auch ein Mann, der relativ stark und geistig völlig fit ist. Manche raten mir, such dir doch eine Frau, die auch behindert ist. Vielleicht versteht sie dich dann besser. Naja, wenn das alles so leicht wäre. Es kommt doch auf den Menschen an und nicht, ob die Partnerin auch eine Einschränkung hat. Wenn es passt, ist es schön, aber eine Behinderung darf doch kein Auswahlkriterium sein, nur weil man dann hofft, dass man sich in einer Partnerschaft besser versteht oder man mit der Einschränkung besser umgehen kann. Die Person sollte im Vordergrund stehen und nicht die Behinderung. Das finde ich auf jeden Fall!


Manchmal wäre ich gerne nichtbehindert. Ich kann mit meiner Behinderung zwar ganz gut leben, aber ohne sie würde bestimmt vieles in der Liebe und Sexualität leichter sein. Wenn ich nicht behindert wäre, könnte ich zum Beispiel eine Frau auf der Straße oder in einer Bar spontan ansprechen bzw. evtl. näher kennenlernen. Ohne langes Tippen auf meinem iPad, um es dann sprechen zu lassen. Auf meinem iPad habe ich eine sprechende App.

Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr es oft frustrierend ist, nicht sprechen zu können? Wahrscheinlich nicht. Gerade wenn man im Kopf so klar ist wie ich. Einer Frau einfach mal ein Kompliment sagen ... Das vermisse ich am meisten.


Wie siehst du das Thema? Hast du Fragen an mich? Schreibe mir dann einen Kommentar hier unten.


Lorenzo


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