Immer wieder erreichen mich dieselben Nachrichtenanfragen auf Instagram. Man könnte meinen, sie kämen alle von ein und derselben Person.
"Hallo Herrin. Suchen sie (bewusst klein geschrieben) noch einen Sklaven?
Ich mache alles, was Sie wollen. Führe jeden ihrer (bewusst wieder klein geschrieben) Befehle nach ihren Wünschen aus.
Ich suche eine Herrin, die mich demütigt und erniedrigt. Am liebsten mag ich Keuschhaltung, Anal, Nippelklemmen, Frauenfüße etc."
Die Liste führe ich nun nicht weiter fort.
Warum wird weibliche Dominanz so oft mit Demütigung und Erniedrigung in Zusammenhang gebracht? Weil ihr das in der Pornografie so gesehen habt?
Habt ihr das "Sklavesein" aus diesen Filmchen für euch übernommen, ohne das mal ein bisschen zu hinterfragen?
Ja, auch in der Sexualität kann man körperliche, emotionale Reaktionen hinterfragen, statt sie einfach als gegeben hinzunehmen.
Es ist schon erstaunlich, dass das männliche Gehirn zwei Worte liest und direkt Annahmen tätigt, die weit entfernt von der Realität liegen.
Auf meinem Instagram Profil (lady_katiepain) kann man mittlerweile schon so einiges über mich und meine Einstellung zur Dominanz und dem Devoten in Erfahrung bringen, wenn man denn dann möchte. Und das tun einige. Dementsprechend persönlicher und individueller fallen die Nachrichtenanfragen aus, auf die ich dann auch gerne reagiere.
Bei einigen anderen scheint das Gehirn aber so mit der eigenen Bedürftigkeit beschäftigt zu sein, dass es nicht imstande ist, sich mit dem Menschen hinter dem Profil auseinanderzusetzen. Stattdessen wird strikt das Ziel verfolgt, irgendeine Frau zu finden, die die eigenen Bedürfnisse befriedigt. Dann liest man die Worte "Lady" und "Dominanz" und schreibt direkt drauflos. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich womöglich kein Interesse an Männern habe, die sich selbst als Sklaven bezeichnen. Und nur, weil ich dominant bin, bedeutet das eben nicht automatisch, dass ich ein Bedürfnis verspüre, andere (im sexuellen Sinne) zu dominieren. Um das Klischee zu erfüllen, müsste ich selbst sogar den Wunsch hegen, im Bett devot zu sein. So verhält sich das doch mit der Dominanz im alltäglichen Leben. 😉
Vor allem macht es mir keinen Spaß, Männer zu erniedrigen. Ganz ehrlich: Das habe ich nicht nötig, um mich erhaben zu fühlen. Aber natürlich geht es euch dabei nicht um mich. Es geht nur darum, was es in euch auslöst. Und es gehört ja zum Sklavesein dazu, beleidigt zu werden. Das hat man ja so gelernt ...
Ich für meinen Teil finde es komisch, jemand Fremdes direkt mit meinen Bedürfnissen und Erwartungen zu belagern. Eigentlich baut man zuerst eine Bindung bzw. eine Brücke auf, auf der man sich dann in der Mitte trifft, wenn man sich sympathisch ist. Und dann schaut man, wo der Weg hinführen könnte.
Wenn ihr euch pornografische Filme mit dominanten Damen im Internet anseht, dann hat das wenig mit der Realität zu tun. Die Frauen, die ihr dort seht, verdienen Geld mit Männerfantasien (daran finde ich absolut nichts verwerflich!). Sprich: Nur, weil ihr eine "dominante" Frau in Lack und Leder in so einem Film seht, der es augenscheinlich Spaß macht, Männer als unnütze Wesen zu betiteln und sich über ihr Geschlechtsteil lustig zu machen, bedeutet das nicht, dass es ihren Wunsch oder ihr Bedürfnis widerspiegelt. In dem Moment spielt die Dame eine (authentische) Rolle. Und ja, hoffentlich macht ihr dieses Schauspiel Spaß und tut es nicht aus Zwang oder finanzieller Not heraus. Aber es geht hauptsächlich darum, den Konsumenten glücklich zu machen. Also dich.
Ich habe bewusst geschrieben, dass es wenig mit der Realität zu tun hat. Es gibt gewiss dominante Frauen, die dem Bild, das in diesen Filmen vermittelt wird, total entsprechen. Das möchte ich nicht abstreiten.
ABER: Es passen eben nicht alle dominanten Frauen in dieses Bild. Weibliche Dominanz ist vielfältig. Genauso wie männliche Submission.
Ich kenne Männer mit devoter Neigung, die den Respekt vor mir verlieren würden, würde ich sie beleidigen und beschimpfen. Dass ein devoter Mann automatisch ein Sklave ist bzw. als einer bezeichnet werden möchte, ist genauso engstirnig gedacht, wie dass jede dominante Frau als Herrin bezeichnet werden möchte. Das Wort Herrin hat für mich absolut nichts Feminines. Ich sehe vor meinem inneren Auge ein Mannsweib, wenn ich das Wort lese. Ich selbst nehme mich nicht als solches wahr.
Ich habe den Eindruck, als erschüfe die Pornoindustrie devote, verzweifelte männliche Roboter, die sich nichts sehnlicher wünschen, als das, was sie in diesen Filmen vorgelebt bekommen, real mit einer Frau zu erleben ist.
Die Individualität geht flöten. Frauen werden eher objektiviert, als dass man sich für ihre individuellen Bedürfnisse interessiert bzw. überhaupt für sie als menschliches Wesen. Für mich persönlich hat das wenig mit wahrer Hingabe zu tun.
Aber darüber schreibe ich ein andermal.
Wer wirklich aufrichtig den Wunsch pflegt, von einer Frau beleidigt und generell abwertend behandelt zu werden und zu 100% zu dienen, der braucht wie jeder andere auch höchstwahrscheinlich – manchmal hält das Leben Überraschungen für einen bereit – einen langen Atem, um auf diesen passenden Menschen zu treffen. Selbst ohne "speziellen" Fetisch hat es bei mir 10 Jahre gebraucht, um mal einen Mann kennenzulernen, mit dem ich mich so richtig wohl fühle.
Ich kann euch nur empfehlen, auf Frauen einzugehen und das Zwischenmenschliche nicht außer Acht zu lassen. Denn selbst Frauen, die Spaß daran haben, Männer wie Ungeziefer zu behandeln, wollen sich gesehen fühlen und nicht das Gefühl haben, dass sie nur eine Bedürfniserfüllungsmaschine sind. Wir sind alle komplexe und emotionale Wesen.
Meine Persönlichkeit besteht zumindest nicht ausschließlich aus Dominanz ... Ich habe noch viel mehr zu bieten. 😉 Gerade, wenn man sich wünscht, 24/7 innerhalb einer Beziehung dominiert zu werden, sollte man die Realität bei seiner Suche danach nicht ausblenden ... Es wird immer mal Momente geben, in denen man einen Partner auf Augenhöhe braucht.
Und ansonsten gibt es ja noch die Möglichkeit, die Dienste professioneller Dominas in Anspruch zu nehmen. Dann verzichtet man eben auf den Jahresurlaub und investiert sein Geld in seine sexuellen Bedürfnisse und Fantasien. Alles eine Frage der Priorität.
Ich ziehe mein eigenes individuelles Ding durch. Ich kann es nachvollziehen, dass es für den einen oder anderen nicht wirklich verständlich ist, was genau das ist. Unser Gehirn sortiert eben gerne in Schubladen ein, um Energie zu sparen. Komplexität ist anstrengend. Wem Individualität wichtig ist, der ist bei mir grundsätzlich gut aufgehoben. Wer lieber an dem klassischen Bild einer dominanten Frau festhalten möchte, wird mit meinem Auftreten wohl eher nicht konform gehen.
Lady Katie
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